Professionelle Kritik am Chef: Wie Sie Feedback mit der Sandwich-Methode effektiv vorbringen
Die meisten Vorgesetzten reagieren auf Kritik nur dann negativ, wenn sie unsachlich vorgetragen wird oder gar in Vorwürfen endet. Achten Sie deshalb bei der Äußerung von Kritik auf professionelles Kritikverhalten Ihrerseits. Hierfür eignet sich optimal das Sandwich-Feedback, bei dem die eigentliche Kritik wie in zwei Sandwich-Hälften eingebettet ist:
• Phase 1: positiver „Türöffner“
• Phase 2: sachliches Schildern der Kritik
• Phase 3: positiver Schluss
Phase 1: Stimmen Sie Ihren Vorgesetzten positiv ein
Starten Sie das Gespräch mit einem Dankeschön für eine ganz konkrete Chefleistung, die Ihnen geholfen hat. Beispiel: „Danke für Ihre Liste mit den Spezifikationen. Damit tue ich mich im Kundengespräch leichter.“
Phase 2: Schildern Sie den Sachverhalt, Vorwurfs frei
Um ohne Vorwürfe auszukommen, wenden Sie die 3-W-Technik an:
W1: Wahrnehmbares Beschreiben
Schildern Sie den Sacherhalt ohne jede Bewertung wie ein neutraler Beobachter. Falsch: „Sie haben mir die Liste viel zu spät gegeben.“ Richtig: „Ich habe die Liste erst am Montagabend von Ihnen bekommen.“
W2: Beschreiben Sie die Wirkung der fehlerhaften Chefhandlung
Nach der Beschreibung, wann Sie die Liste erhalten haben, wartet schon die nächste Falle auf Sie: „… und konnte mich deshalb nicht richtig auf das Gespräch vorbereiten“ ist eindeutig ein Vorwurf, den Vorgesetzte nicht gerne hören. Zumal diese Darstellung des Problems nicht die Firma berührt, sondern nur Ihr persönliches Defizit („Habe ich nicht geschafft“). Besser machen Sie es so: „Am Dienstag fand das Gespräch mit dem Kunden statt. Dadurch hatte ich zu wenig Zeit, um mich auf das umfangreiche Projekt mit 50 Spezifikationen ausreichend vorzubereiten.“
W3: Äußern Sie Ihre Wünsche
Ihre Kritik wird erst vollständig, wenn Sie – möglichst kurz und prägnant – sagen, was Sie sich für künftige ähnliche Fälle vom Chef wünschen: „Ich wünsche mir, dass Sie mir bei Projekten mit 50 Spezifikationen die Liste drei Tage vor dem Kundengespräch hereingeben.“
Phase 3: Zeigen Sie Ihrem Vorgesetzten, welche Vorteile Ihr Wunsch für ihn hat
Kein Vorgesetzter macht sich gern zusätzlichen Aufwand ohne Gegenleistung. Deshalb dürfen Sie nicht denjenigen Vorteil schildern, der die Erfüllung Ihres Wunsches für Sie hat, sondern den Profit für den Chef: „Wenn ich mich intensiv vorbereiten kann, wird das Erstgespräch mit dem Kunden ergiebiger, sodass weitere Termine entfallen können und das Projekt um bis zu drei Wochen schneller starten kann.“
Versuchen Sie im Anschluss, von Ihrem Vorgesetzten eine verbindliche Zusage zu bekommen – zumindest aber das Versprechen, den Vorschlag zu prüfen: „Sind Sie damit einverstanden?“ oder „Was halten Sie davon, können wir das so festhalten?“ Anschließend sorgen Sie noch für ein positives Gesprächsende, indem Sie den Vorteil für die Firma nochmals herausstellen: „Prima, dann werden die Projekte jetzt noch schneller über die Bühne gehen. Ich gebe Ihnen mittelfristig ein Feedback über die gewonnene Zeit.“
Was Sie tun können, wenn Ihre Kritik keinen Erfolg hatte
Wenn Ihr Vorgesetzter nicht wie gewünscht reagiert hat, lassen Sie das Ergebnis erst einmal einige Tage ruhen, bevor Sie eine der folgenden Nachfassaktionen starten:
• Reichen Sie den Verbesserungsvorschlag schriftlich ein.
• Suchen Sie nach zwei Wochen zu einem möglichst günstigen Zeitpunkt erneut das persönliche Gespräch. Nehmen Sie dann einen anderen Aufhänger, um das Thema wieder interessant zu machen.
• Holen Sie Kollegen ins Boot, wenn Sie das Gefühl haben, als Gruppe mehr erreichen zu können.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Nachdenken Ihrer Maßnahmen.