Ihre Chefin „lobt“ vor versammelter Mannschaft Ihren Erfolg mit dem Sprichwort „Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn“.
Ihr Bekannter kommentiert Ihren Hauskauf missgünstig mit den Worten, Sie hätten sich ohne die finanzielle Unterstützung Ihrer Eltern wohl gerade mal den Keller des Hauses leisten können. Ihr Teenager reagiert auf eine Frage von Ihnen mit dem Spruch, dass man Ihr Gehirn mal wieder auf Erbsengröße aufblasen müsse.
Die wenigsten Menschen schaffen es, mit solchen spitzen Bemerkungen souverän umzugehen. Die einen ziehen sich beleidigt zurück. Andere beginnen, an sich selbst zu zweifeln. Wieder andere setzen aggressiv zum Gegenangriff an. Doch wie reagieren Sie richtig? Heute erhalten Sie 7 bewährte Techniken, wie Sie Angriffe ins Leere laufen lassen und auf die Sachebene zurückkehren.
1. Die Zustimmungstechnik Öffnen Sie das Tor, das Ihr Gegner einrennen wollte, genau an der Stelle, auf die er es abgesehen hatte. Der Effekt: Der andere hatte fest mit Ihrem Protest gerechnet, aber nun geht er leer aus. Spitze Bemerkung in einer Besprechung: „Sie haben ja gar keine Ahnung, worum es geht!“
Antwort: „Stimmt! Ich bin heute hier, um mich ins Thema einzuarbeiten, und freue mich auf Ihre Unterstützung.“
2. Die Dolmetscher-Technik Geben Sie dem Angreifer – wie bei der Zustimmungstechnik – recht, aber deuten Sie seine Negativaussage zu Ihren Gunsten um. Damit bringen Sie ihn zunächst aus dem Konzept und fördern eine Rückkehr auf die Sachebene. Spitze Bemerkung unter Nachbarn: „Nur ein Naivling wie Sie kann auf die Idee kommen, dass wir Familie Spitz mit einem freundlichen Gespräch zur Einsicht bringen.“ Antwort: „Wenn Sie mit ‚Naivling’ meinen, dass ich anderen Menschen prinzipiell wohlwollend begegne, dann bin ich gern naiv.“
3. Die Fragetechnik „Warum antwortet ein Jude immer mit einer Gegenfrage? Nu, warum soll er nicht mit einer Gegenfrage antworten?“ Dieses berühmte jüdische Bonmot illustriert die Kraft der Rückfrage: Sie schießen den Ball einfach zurück. Eine gute Taktik, um Zeit zu gewinnen. Allerdings riskieren Sie dabei, dass Ihr Gegenüber mit einer guten Antwort auf Ihre Frage Punkte macht. Spitze Bemerkung des Partners: „So chaotisch, wie es hier immer aussieht, wundert es mich nicht, dass meine Eltern keine Lust mehr haben, uns zu besuchen.“ Antwort: „Wie müsste denn eine Wohnung aussehen, in der sich deine Eltern wohlfühlen?“ Oder: „Woher weißt du denn, dass es der Zustand unserer Wohnung ist, der deine Eltern von einem Besuch abhält?“
4. Die Übertreibungstechnik Um Sie herabzuwürdigen, übertreibt ein Provokateur häufig maßlos. Sein Kalkül: Sie sollen sich entrüstet verteidigen. Damit wäre immer er am Zug, denn Sie bleiben in der Verteidigerposition. Gegenmittel: Denken Sie wie beim Schach einen Zug weiter, und zwingen Sie Ihr Gegenüber auf einem anderen Feld selbst in die Defensive. Am besten geht das, indem Sie ein – ebenso übertriebenes – Schreckensszenario entwerfen und darlegen, wie Sie dagegen ankämpfen. Der Kniff dabei: Die Übertreibungsstrategie an sich ist nicht auf Ihrem Mist gewachsen, Ihr Gegenüber hat sie ins Spiel gebracht! Spitze Bemerkung eines Kollegen: „Wenn alle so wenig begeisterungsfähig wären wie Sie, hätten wir noch kein einziges Produkt auf den Markt gebracht.“ Antwort: „Wenn ich nicht frühzeitig auf Schwachstellen hinweisen würde, hätten wir schon mit hohem Aufwand 100 Produkte entwickelt, die sich nicht verkaufen lassen.“
5. Die Metapher-Technik Bremsen Sie Ihr Gegenüber aus, indem Sie ihn mit einem überraschenden Vergleich zum Nachdenken bringen. Spitze Bemerkung des Teenagers: „Wer so viel auf die Waage bringt wie du, braucht mir keine Ernährungsratschläge zu erteilen.“ Antwort: „Um zu erkennen, dass ein Elfmeter danebengegangen ist, braucht ein Fußballkommentator auch keine durchtrainierten Beine.“ Extra-Tipp: Hat der andere bereits selbst ein Bild benutzt, greifen Sie es in Ihrer Replik am besten auf. So wie der frühere britische Premierminister Winston Churchill (1874–1975), der von der ersten britischen Parlamentsabgeordneten Nancy Astor einmal mit folgenden Worten angefeindet wurde: „Wenn ich Ihre Frau wäre, würde ich Gift in Ihren Tee mischen.“ Seine Antwort: „Und wenn ich Ihr Mann wäre, würde ich ihn trinken.“
6. Die Humor-Technik Niemand mag es, wenn man sich über ihn lustig macht. Besonders unangenehm sind pseudowitzige Bemerkungen, wenn sie in Gegenwart anderer passieren. Die beste Reaktion ist dennoch – gerade vor Publikum: Setzen Sie noch eins drauf, indem Sie sich selbst humorvoll aufs Korn nehmen, und stimmen Sie in das Gelächter mit ein. Spitze Bemerkung: „Dein Jackett ist ja total unmodern, das hast du wohl von deinem Großvater geerbt.“ Antwort: „Ja, und meine schicke Glatze (über den Kopf streicheln) ebenfalls.“
7. Die Vollbremsungstechnik Zum Schluss ein Tipp für den Notfall. Legen Sie sich einen Spruch zurecht, mit dem Sie klar signalisieren: „Auf dieser Ebene geht’s nicht weiter!“ Spitze Bemerkung einer enttäuschten Konkurrentin: „Du hast die Stelle ja nur bekommen, weil der Chef auf Blond steht.“ Antwort: „Das ist deine Interpretation. Ich sehe das anders.“ Danach keine ausführlichen Erläuterungen anschließen, sondern zu einem anderen Thema überleiten. Extra-Tipp: Während Sie verbal eindeutig „Stopp!“ signalisieren, wenden Sie sich dem Angreifer mit Ihrer Körpersprache zu. Begeben Sie sich möglichst auf Augenhöhe mit ihm: Wenn er beispielsweise steht und Sie sitzen, stehen Sie auf. Besteht zwischen Ihnen keine hierarchische Distanz (Chef – Mitarbeiter), können Sie ihn auch kurz am Arm berühren. Damit drücken Sie aus: Wir bleiben in Verbindung, auch wenn wir uns gerade streiten.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Umsetzen Ihrer Maßnahmen. |
Schlagfertig, aber diplomatisch
Andreas Berwing
Unternehmer, Trainer/Coach, Keynote-Speaker bei
Über 30 Jahre Erfahrung in unterschiedlichen Industriebereichen gesammelt: Konsumerindustrie, Unterhaltungselektronik, Automobilzulieferindustrie, Reifenindustrie davon mehr als 16 Jahre als Führungskraft
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